Ein Kooperationsprojekt der Salesianer Don Boscos und der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel
Eine Einrichtung in Kooperation
der Salesianer Don Boscos
und der Schwestern der
hl. Maria Magdalena Postel

Manege Berlin: Respektvoller Umgang und krass gutes Mittagessen

Veröffentlicht am: 01. Oktober 2021

Unbürokratisch, spürbar und schnell – so will die Manege Berlin jungen Menschen in schwierigen Lebenssituationen helfen. Das umfangreiche Angebot und der respektvolle Umgang mit Jugendlichen haben sich bei der Zielgruppe herumgesprochen.

Früher hatte Markus keinen Bock auf Schule. „Ich war faul, genervt von Lehrern und Mitschülern, bin hängengeblieben und irgendwie im Kreis gelaufen“, sagt der 18-Jährige rückblickend. „Außerdem haben die Lehrer Druck gemacht, uns vollgebrüllt und rausgeschickt. Das ist doch keine Erziehung.“ Jetzt gibt Markus seiner Bildung eine zweite Chance: Seit August 2021 geht er in die Manege-Schule und schätzt vor allem, dass die Lehrer verständnisvoll, freundlich und respektvoll seien. „In Marzahn hat sich rumgesprochen, dass man hier seinen Abschluss machen und schaffen kann.“

Unterstützung in schwierigen Lebenslagen

Die Manege-Schule ist seit 2019 als anerkannte Ersatzschule in Betrieb und damit einer der neueren Zweige der seit 2005 bestehenden Manege im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf. Am Rand von Berlins größter Plattenbausiedlung, in der rund 254.000 Menschen leben, bieten die Salesianer Don Boscos und die Schwestern der Heiligen Maria Magdalena Postel Jugendlichen in schwierigen Lebenslagen Unterstützung an.

Im offenen Eingangsbereich bietet die Manege eine „Rund um die Uhr-Präsenz“ inklusive Nachtdienst und Notübernachtung. Junge Menschen können jederzeit ganz unterschiedliche Formen von Hilfe finden: eine Mahlzeit, eine psychologische Beratung oder Zugang zu tagesstrukturierenden Aktivitäten. Viele Jugendliche kommen über Freunde, Bekannte oder ehemalige Teilnehmende. „In der Community von Jugendlichen, die ähnliche Problemlagen haben – also von Couch-Hopping über Schwierigkeiten mit Behörden bis hin zu Sucht oder psychischen Erkrankungen – sind wir bekannt“, sagt der stellvertretende Einrichtungsleiter Erik Mohring. „Vielen ist klar: Wenn ich gar nicht mehr weiter weiß, ist das der richtige Ort. Hier bekomme ich unbürokratisch, unmittelbar und schnell spürbar Unterstützung.“

Eindrücke aus der Arbeit der Manege in Berlin

Fotos: Simone Utler

Auch Beratungsstellen, Jugendgerichtshilfen, Jobcenter und das Jugendamt verwiesen gerne an die Manege, sagt Mohring: „Weil wir fast alles im Angebot haben und dadurch niemanden wegschicken müssen.“ Die 42 Plätze im aufsuchenden Bereich seien durchgehend belegt, weitere 10 bis 20 Jugendliche könnten kurzfristig aufgenommen werden. Außerdem gibt es acht Plätze in der ambulanten und stationären Erziehungshilfe sowie sieben Plätze im gemeinsam mit dem Sozialamt betriebenen Wohnprojekt. Insgesamt konnte die Manege im Jahr 2020 in den verschiedenen Bereichen 415 Teilnehmende betreuen.

Seit Februar 2019 gibt es eine Außenstelle im Nordwesten Berlins in Reinickendorf, seit Oktober 2020 eine weitere in Treptow-Köpenick, die aufsuchende Arbeit für schwer erreichbare Jugendliche leisten. In Marzahn-Hellersdorf und in Reinickendorf ist außerdem der Beratungsbus im Einsatz und hilft den Menschen vor Ort.

Ein Fokus der Manege liegt auf dem großen Bereich von Aktivierung, Ausbildung und Bildung. „Formelle Bildung ist der Schlüssel zu allem“, sagt Mohring. 95 Prozent der Jugendlichen im Projekt hätten keine Berufsausbildung, knapp 66 Prozent nicht mal einen Schulabschluss.

Verzahnung der Bereiche ist wichtig

Auch Dodo ist für die Schule in die Manege kommen. Sie hat ihren Abschluss mit 1,2 gemacht und lässt sich nun im Projekt zur Fachkraft Gastgewerbe ausbilden. Die zierliche 18-Jährige hantiert schon souverän mit den großen silberfarbenen Kochtöpfen, erlernt alles Relevante aus den Bereichen Küche, Service und Hotel und wendet es gleich bei den Mahlzeiten im Zentrum an. „Von Auszubildenden in anderen Betrieben höre ich immer wieder, dass sie nur Drecksaufgaben erledigen müssen und schlecht behandelt werden. Hier gehen sie anders mit uns um.“ Jeder würde respektvoll behandelt, und wenn sie mal Hilfe brauche, könne sie sich immer an eine der vielen Pädagoginnen im Haus wenden.

„Die Verzahnung der verschiedenen Bereiche ist sehr wichtig“, sagt Mohring. Und so baut die Manege ihr Angebot immer weiter aus: In der neu gegründeten Manege-Firma sind bis zu fünf junge Menschen als sozial-versicherungspflichtige Angestellte tätig und können lernen, Arbeitnehmer zu sein. Und im Oktober 2021 kam die Kita mit zwölf Plätzen zur Manege-Welt hinzu.

Bei der Renovierung haben auch die Teilnehmenden geholfen – im Rahmen ihrer Ausbildung oder des Projekts „Wegemut“, das in Kooperation mit dem Jobcenter als Aufbau zur Ausbildung dient. Einer der Helfer ist der 22-jährige Jerome, der das für ihn Beste an der Manege so zusammenfasst: „In der Werkstatt kann ich mich richtig austoben, die Mitarbeiter haben mir bei der Wohnungssuche und dem Kontakt mit Behörden extrem geholfen, und das Mittagessen hier ist krass gut gekocht.“

Text und Fotos: Simone Utler

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